Ist Deutschland zum Billiglohnland geworden?
Das deutsche Wirtschaftsmodell gerät immer öfter in die Kritik. Auch US-Ökonom Posen verteilt Keile: „Deutschland bringt seine Beschäftigten um die Früchte ihrer Arbeit“. Was ist dran an der Kritik? Sind die Löhne tatsächlich zu niedrig?
Die Kritik bezieht sich im Einzelnen auf verschiedene Punkte: Zunächst wird festgehalten, dass in der BRD kein der Produktivität entsprechender Lohn gezahlt wird. Außerdem würden Investitionen im privaten wie staatlichen Bereich fehlen. Dazu gibt es scharfe Töne, was den Export betrifft: man würde durch den schwachen Euro andere Länder abzocken, weil der Export subventioniert wird. Zudem würde Deflation exportiert und damit anderen Ländern Marktanteile weggenommen.
Belegt wird dies mit Zahlen, die Exportüberschüsse betreffend. Seit 1952 gibt es in der BRD dauerhaft Exportüberschüsse. Gegenüber den meisten Ländern werden diese erzielt, so Frankreich, USA und Großbritannien. Doch es gibt auch Gegenbeispiele: Handelsdefizite, also größere Importe als Exporte gibt es von Norwegen und den Niederlanden sowie China.
Der aktuelle Exportüberschuss aus 8 Monaten des Jahres 13 beträgt 127 Milliarden Euro. Kein anderes Land liegt derzeit über diesem Wert. Die EU verlangt einen geringeren Wert als 6 %, da man ab dort eine Stabilitätsgefährdung annimmt, weil die Ungleichgewichte der Weltwirtschaft größer würden. Im ersten Halbjahr 13 stand Deutschland bei 7,2 %.
Von Deutschland wird verlangt, dass die Binnennachfrage gestärkt werden müsse. Denn höhere Importe schmälern den Exportüberschuss und sorgen damit für stärkere Exporte der anderen Länder. Lohnerhöhungen werden dafür als Möglichkeit genannt.
Doch die deutschen Wirtschaftsexperten sehen dies anders. Sie kontern, dass rund 40 % der Exporte aus importieren Vorprodukten entstünden. Damit sei auch der Profit des Auslandes gewährleistet. Außerdem würden die Importe nach Deutschland bereits ansteigen. Zudem würde das Importtempo derzeit wachsen.
Ab ca. 2028 erwarten die Experten keine Exportüberschüsse mehr für Deutschland. Der demographische Wandel sei ein Grund dafür. Denn durch weniger Arbeitnehmer würde der Export schrumpfen und der Importbedarf durch den Konsum der älteren Bevölkerung steigen.
Die deutsche Wirtschaftspolitik wird derweil nicht nur von US-Wirtschaftsexperten angeprangert. Auch die entsprechende EU-Kommission fordert Gegenmaßnahmen gegen die hohen Exportüberschüsse. Man ist überzeugt, dass eine gerechtere Lohnpolitik und eine weitere Öffnung des Dienstleistungssektors Ergebnisse erzielen könnten. Damit würde den schwächeren Ländern nachhaltig geholfen.
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Trotzdem sind die Ausgabeaufschläge meiner Meinung nach immer noch zu hoch!